Unser Messestand war wie ausgestorben. Ein unerwarteter Wintereinbruch
hinderte viele Besucher an ihrem Kommen. Weil nichts los war, hatte sich
unser Chef schon frühzeitig verabschiedet. Meine Kollegen zogen sich bereits
an die Theke auf ein Feierabendbierchen zurück und erklärten mir, dass
ich als der Neue die Stellung halten müsse.
Ich sah einen kleinen, hageren Mann vor unserer neuesten Maschine stehen.
Er wirkte äußerst ungepflegt, trug eine zerknitterte Hose und ein schmutziges
Hemd. Ich überlegte gerade, welche Nationalität er haben könnte, als
sich in dem unrasierten Gesicht ein Lächeln breit machte und der Mann auf
mich zukam.
„Sie verkaufen hier die Maschinen?“, wurde ich angesprochen. Auf mein Nicken
hin sagte er: „Das ist gut, denn ich brauche mehrere davon!“ Der Interessent
stellte viele Fragen und ich merkte, dass er wirklich Ahnung hatte,
zumindest was die Technik betraf. Der Mann interessierte sich vorwiegend
für unser neuestes Modell, den A007. Da ich mit diesem Typ noch nicht wirklich
vertraut war, ging ich, um einen meiner Kollegen zu Hilfe zu holen.
Unser Top-Verkäufer flirtete gerade mit einer Dame vom Nachbarstand. Er warf einen
abwertenden Blick auf den Kunden, dann klopfte er mir auf die Schulter
und sagte: „Hey Junge, das schaffst du schon!“ Der nächste Kollege meinte:
„Alle haben wir mal klein angefangen. Da musst du selbst durch!“ Die letzten
drei Kollegen, die auf ihren Barhockern saßen, lachten mich nur aus, als ich
sie um Hilfe bat: „Mensch Junge, du musst noch viel lernen! Das sieht doch
ein Blinder, dass dieser Typ kein potenzieller Kunde ist!“ Ein anderer rief mir
noch zu: „Glaubst du allen Ernstes, dass ein Mann, der so aussieht, sich auch
nur annähernd eine unserer Maschinen leisten kann?“ „Drück ihm ein paar
Prospekte und Gummibärchen in die Hand und komm zu uns auf ein Bier.“
Etwas enttäuscht von meinen Kollegen ging ich zurück zu dem „potenziellen
Nicht-Kunden“ und gab trotz allem mein Bestes. Ich beriet den Mann, so
gut ich nur konnte und servierte ihm ein Glas Champagner und einige Canapés,
was mir wiederum verständnisloses Kopfschütteln meiner Kollegen
einbrachte.
Als ich mit meinen Erklärungen geendet hatte, begann der Interessent, mir
seine Bestellung zu diktierten und mir wurde währenddessen heiß und kalt!
Die Summe des Auftrages bewegte sich im großen mehrstelligen Bereich!
Der Kunde lächelte schelmisch und erklärte mir: „Um diese Maschine im Original
zu sehen, habe ich einen langen Flug auf mich genommen. Bedauerlicherweise
ist zwischendurch der Flugverkehr zusammengebrochen, mein
Gepäck verschwunden und so bin schon drei Tage, ohne ein Bett zu sehen,
unterwegs. Daher wirke ich wohl etwas verwahrlost und ihre Kollegen haben
mich heute nicht erkannt. Ich habe sehr wohl deren abwertende Bemerkungen
vernommen, daher vergönne ich nun Ihnen von Herzen ihre Provision,
die Sie sich redlich verdient haben.“
Diese Geschichte stammt aus dem Buch "Glücksmomente fürs Herz" . Das Geschichtenbuch ist im Buchhandel, online (ISBN: 978-3-9819881-8-5) oder unter www.gisela-rieger.de erhältlich.
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Zitat aus dem Buch "Glücksmomente fürs Herz"