Das Ei des Kolumbus - eine weise Geschichte

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Das Ei des Kolumbus

Als Christoph Kolumbus nach der legendären Entdeckung von Amerika

wieder nach Spanien heimkehrte, wurde er gebührend empfangen und

gefeiert.

Bei einem Festessen, das ihm zu Ehren gehalten wurde, meldeten sich

jedoch auch seine Neider zu Wort: Es sei gar nicht schwierig gewesen,

die »Neue Welt« zu entdecken. Das Weltmeer sei schließlich offen gestanden

und für jeden von ihnen wäre dieses Unternehmen ein Leichtes 

gewesen!

Kolumbus war tief in seiner Seefahrerehre gekränkt und wollte diese

Worte nicht auf sich beruhen lassen. Er nahm ein gekochtes Ei, das auf

dem Tisch lag, und forderte die Anwesenden auf, es so auf die Spitze

zu stellen, dass es nicht umfallen könne.

Trotz großen Eifers scheiterten die ersten Versuche der Festgäste und

man sah ratlose Gesichter auf allen Seiten. Neugierig geworden kamen

immer mehr Männer an den Tisch, um ebenfalls einen Versuch

zu wagen.

Bald war jeder im Saal davon überzeugt, dass es sich hierbei um eine

unausführbare Aufgabe handele. Der Seefahrer wurde also aufgefordert,

es selbst zu versuchen.

Lächelnd setzte Kolumbus das Ei mit einem leichten Schlag auf den

Tisch, sodass es auf der eingedrückten Spitze stehenblieb.

Die Anwesenden waren empört und protestierten, dass sie das ebenfalls

gekonnt hätten! »Meine Herren, wenn man weiß, wie es geht, ist

alles ganz einfach. Der Unterschied ist, dass Sie es hätten tun können,

ich hingegen habe es getan!«

 

Nach einer Geschichte

 

© Gisela Rieger; aus dem Buch: „111 Herzensweisheiten“ ISBN: 978-3-9819881-0-9

 

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Zitat/Weisheit zu dieser Geschichte

Zwischen Können und Tun

liegt ein großes Meer

und auf seinem Grunde gar oft

die gescheiterte Willenskraft.

 

Zitat: Marie von Ebner Eschenbach, österreichische Schriftstellerin, 1830–1916