Das Kasamännchen - eine Gute-Nacht-Geschichte

Liebevolle Gutenachtgeschichten für unsere Jüngsten

Das Kasamännchen

Das kleine Mädchen kuschelt sich wohlig in ihre Decke und wartet sehnsüchtig auf ihre Mutter, die ihr jeden Abend vor dem Einschlafen eine Geschichte erzählt.

Die Äuglein sind zwar schon schwer und meistens schläft sie schon nach wenigen Minuten ein, aber das ist für das Mädchen trotzdem die schönste Stunde des Tages, weil sie die Mutter hierbei ganz alleine für sich hat.

Sie spürt die Liebe der Mutter in all ihren Worten und fühlt sich geborgen und behütet. Endlich war es so weit, die Mutter kam ins Zimmer, setzte sich zu ihr und begann mit sanfter Stimme zu erzählen:

Die Kasamännchen lebten einst im dichtesten Wald, unter dem größten Baum, mit seinen mächtigen Wurzeln. Sie waren den Zwergen nicht unähnlich, aber nur viel kleiner. Sie hatten in etwa die Größe eines Eichhörnchens.

Sie waren ein sehr friedliebendes Volk, das seine Sitten und Bräuche pflegte. Ganz tief unter dem Wurzeleingang war ihre Stadt, die Kasa hieß. Sie hatten dort ihre Häuser, die aus Rinde der Bäume bestanden, ihre Straßen, die aus festen und doch angenehm weichen Moos gefertigt waren und ihren schönen Stadtplatz, der mit vielen bunten Glasmurmeln gepflastert war. Achja und das Licht hatten sie von vielen Hunderten Glühwürmchen, die tagsüber ihre Strassen und Häuser erhellten.

Mitten am Stadtplatz stand ein prächtiges hohes (naja für die Kasamännchen war es hoch) Tannenzapfeinmännchen, das eine Elster-Feder in der Hand hielt.

 

Bislang hatte sie noch kein menschliches Wesen zu Gesicht bekommen, denn eine goldene Regel von den Kasamännchen war: Man darf sich niemals den Menschen zeigen!

Diese goldene Regel wurde von den vielen Mitgliedern ihres Volkes stets sehr streng eingehalten, schon die kleinen Kindlein lernten das als Erstes, dass man sich den Menschen niemals zeigen dürfte. Es wurde von den Vorfahren erzählt, dass das ganz üble Kreaturen waren, die einen ohne mit der Wimper zu zucken, Mausetot treten würden. Und wie es bei überlieferten Geschichten so ist, sagt man sich auch in Kasa, das diese Wesen fünf Arme und fünf Beine hätten und ein Blick aus ihren gelben Augen würde reichen, das man zur Steinsäule erstarrt.

 

Nun stand aber das Zapfen-Fest vor der Tür und die Einwohner mussten hoch, um eine große Menge neuer Tannenzapfen für ihr Fest zu  holen. Es gingen aber nur die stärksten und mutigsten Männer aus Kasa, dieser Aufgabe nach.

Beim nächsten  Morgengrauen brachen sie auf, sie hatten großen Netze und Hacken sowie Proviant dabei, man weiß ja nie, wie lange so etwas dauert, bis man genug Tannenzapfen gefunden hatte. Sie packten alles zu Bündeln zusammen und marschierten los.

Sie bemerkten allerdings nicht, das sich ein blinder Passagier in so einem Bündel versteckt hatte, es war der kleine Sohn des Bürgermeisters. Er wollte bei diesem Abenteuer, das ja nur einmal im Jahr stattfand, unbedingt mit dabei sein und hätte er gefragt, hätte es geheißen: ""Nein, was fällt dir ein, das ist viel zu gefährlich für dich!"

Also hatte er sich versteckt.

Als die Kasamännchen am Waldboden ankamen, war alles ruhig, man hörte den einen oder den anderen Vogel trällern, der gerade erwacht war und sein Morgenlied anstimmte.

Die Kasamännchen blickten sich in alle Richtungen um, um sicher zu gehen, das keine Gefahr drohte und begannen mit ihrer Arbeit. Sie mussten nicht lange suchen, denn die Zapfen lagen zu Hunderten am Waldboden verstreut, bereit um eingesammelt zu werden. Sie wollten aber nur die aller schönsten mitnehmen.

Aber hops, was war denn das? Als die Männlein ihre Netze ausrollten um die Zapfen zu verstauen, rollte der kleine Sohn des Bürgermeisters Namens "Pelzi" heraus. Sein Vater, der mit dabei war, begann mit ihm laut zu schimpfen, weil er so ungezogen war.

Nun trug es sich aber zu, das gerade in diesem Augenblick, in dem die Männchen nicht aufpassten, weil sie von "Pelzi" abgelenkt waren, zwei Menschenkinder bei dem Baum an dem sie alle standen, vorbei kamen. Zuerst hat sie nur "Pelzi" gesehen, er machte große Augen und hörte die Schimpfe seines Vaters nicht mehr, gespannt schaute er auf die zwei großen Menschlein.

Nun erblickten sie auch die Anderen. Voller Panik liefen sie umher und stießen untereinander zusammen so dass sie hinfielen. Sie schrien und waren außer sich vor Angst.

Die Menschenkinder aber, bewegten sich nicht, sie standen nur da und beobachteten das hektische Treiben und hielten sich an den Händen.

"Wo waren den ihre restlichen drei Hände und ihre restlichen drei Beine hingekommen?" dachte sich "Pelzi" in diesem Augenblick und verharrte noch immer ganz still. Er blickte auf seinen Vater und die anderen Männer, aber noch niemand von ihnen wurde zur Steinsäule.

Als sich die Männlein etwas beruhigt hatten, ging der Bürgermeister einen Schritt auf die Kinder zu und fragte sie: "Was macht ihr hier?"

"Wir haben uns verlaufen", schluchzte das Mädchen, das Anna hieß. Sie und ihr Bruder Karl irrten schon seit gestern durch den Wald. Zusammen mit den Eltern, hatten sie am Waldrand ein Zelt aufgebaut, sie sollten nur etwas Feuerholz holen und hatten sich total verirrt.

 

Nun trat auch der kleine "Pelzi" zu seinem Vater vor, der noch versuchte ihn abzuhalten.

"Habt ihr Hunger?" fragte er die beiden Menschlein. "Ja" sagte Karl", wir haben schon seit gestern Früh nichts mehr gegessen."

"Pelzi" ging zu den Vorräten und gab den beiden hungrigen Kindern das mitgebrachte Mahl. Für die Beiden ist´s wahrlich recht wenig gewesen, aber in der Not zählt jeder Bissen.

Die Kinder, die im Übrigen gar nicht verwundert waren, über diese Begegnung, nahmen das Mahl dankbar an.

 

Die Beiden setzten sich auf den Boden und alle Männlein setzten sich zu ihnen, um sie nun ganz in Ruhe zu begutachten. Da war nichts Bösen zu erkennen. Die Zwei sind zwar groß, aber sehr sanftmütig und ihre Augen waren braun. Als sie das Mahl beendet hatten, bedankten sie sich recht artig. Als Dank, halfen sie die Tannenzapfen zusammen zupacken, so dass die Kasamännlein sie schön abtransportieren konnten.

Zu guter Letzt, fragten die Männlein noch ihre Freundin die Elster, ob sie den Kindern nicht den Weg zu ihren Eltern zeigen könnte. Denn wenn den Weg einer findet, dann Frau Elster, die über alle Abläufe im Wald stets Bescheid wusste.

Die Kinder waren sehr glücklich, sie schenkten "Pelzi" zum Abschied eine kleine Taschenuhr. Die sicher einen Ehrenplatz In Kasa erhalten würde.

 

So fanden sich die Kinder und ihre Eltern überglücklich wieder. Die Kasamännchen haben daraus gelernt, das längst nicht alles Fremde böse ist und ihre Überlieferungen werden in Zukunft, für die Nachwelt, sicher neu geschrieben und erzählt werden.

 

                                                               Ende

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"Nicht das Hinfallen ist schlimm, sondern es ist schlimm, wenn man dort liegenbleibt, wo man hingefallen ist."

Zitat: Sokrates

 

"Halte dich fest am Anker des Friedens im Hafen der Familie, wenn du im Meer der Friedlosigkeit der Welt nicht versinken willst."

Zitat: Carl Peter Fröhling