Der erste Eindruck - eine weise Geschichte

Zu Herzen ♥ gehende Erzählungen sowie anregende und wertvolle Lebensweisheiten

Der erste Eindruck

Unser Messestand war wie ausgestorben. Ein unerwarteter Wintereinbruch

hinderte viele Besucher an ihrem Kommen. Weil nichts los war, hatte sich

unser Chef schon frühzeitig verabschiedet. Meine Kollegen zogen sich bereits

an die Theke auf ein Feierabendbierchen zurück und erklärten mir, dass

ich als der Neue die Stellung halten müsse.

 

Ich sah einen kleinen, hageren Mann vor unserer neuesten Maschine stehen.

Er wirkte äußerst ungepflegt, trug eine zerknitterte Hose und ein schmutziges

Hemd. Ich überlegte gerade, welche Nationalität er haben könnte, als

sich in dem unrasierten Gesicht ein Lächeln breit machte und der Mann auf

mich zukam.

 

„Sie verkaufen hier die Maschinen?“, wurde ich angesprochen. Auf mein Nicken

hin sagte er: „Das ist gut, denn ich brauche mehrere davon!“ Der Interessent

stellte viele Fragen und ich merkte, dass er wirklich Ahnung hatte,

zumindest was die Technik betraf. Der Mann interessierte sich vorwiegend

für unser neuestes Modell, den A007. Da ich mit diesem Typ noch nicht wirklich

vertraut war, ging ich, um einen meiner Kollegen zu Hilfe zu holen.

 

Unser Top-Verkäufer flirtete gerade mit einer Dame vom Nachbarstand. Er warf einen

abwertenden Blick auf den Kunden, dann klopfte er mir auf die Schulter

und sagte: „Hey Junge, das schaffst du schon!“ Der nächste Kollege meinte:

„Alle haben wir mal klein angefangen. Da musst du selbst durch!“ Die letzten

drei Kollegen, die auf ihren Barhockern saßen, lachten mich nur aus, als ich

sie um Hilfe bat: „Mensch Junge, du musst noch viel lernen! Das sieht doch

ein Blinder, dass dieser Typ kein potenzieller Kunde ist!“ Ein anderer rief mir

noch zu: „Glaubst du allen Ernstes, dass ein Mann, der so aussieht, sich auch

nur annähernd eine unserer Maschinen leisten kann?“ „Drück ihm ein paar

Prospekte und Gummibärchen in die Hand und komm zu uns auf ein Bier.“

 

Etwas enttäuscht von meinen Kollegen ging ich zurück zu dem „potenziellen

Nicht-Kunden“ und gab trotz allem mein Bestes. Ich beriet den Mann, so

gut ich nur konnte und servierte ihm ein Glas Champagner und einige Canapés,

was mir wiederum verständnisloses Kopfschütteln meiner Kollegen

einbrachte.

 

Als ich mit meinen Erklärungen geendet hatte, begann der Interessent, mir

seine Bestellung zu diktierten und mir wurde währenddessen heiß und kalt!

Die Summe des Auftrages bewegte sich im großen mehrstelligen Bereich!

Der Kunde lächelte schelmisch und erklärte mir: „Um diese Maschine im Original

zu sehen, habe ich einen langen Flug auf mich genommen. Bedauerlicherweise

ist zwischendurch der Flugverkehr zusammengebrochen, mein

Gepäck verschwunden und so bin schon drei Tage, ohne ein Bett zu sehen,

unterwegs. Daher wirke ich wohl etwas verwahrlost und ihre Kollegen haben

mich heute nicht erkannt. Ich habe sehr wohl deren abwertende Bemerkungen

vernommen, daher vergönne ich nun Ihnen von Herzen ihre Provision,

die Sie sich redlich verdient haben.“

 

Diese Geschichte stammt aus dem Buch "Glücksmomente fürs Herz" . Das Geschichtenbuch ist im Buchhandel, online (ISBN: 978-3-9819881-8-5) oder unter www.gisela-rieger.de erhältlich.

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Zitat aus dem Buch "Glücksmomente fürs Herz"