Meine kleine Tochter liebt es, mit dem Zug zu fahren. An einem schönen Tag
in den Ferien war sie ganz aufgeregt, weil sie zum ersten Mal mit mir bis nach
München fahren durfte. Doch unsere gute Stimmung änderte sich, als der
Schaffner unser Abteil betrat. Ich reichte ihm unser Ticket, das er lächelnd
abstempelte, dann wandte er sich der freundlichen älteren Frau zu, die uns
gegenübersaß.
Als sie keine Reaktion zeigte, sagte der Schaffner fordernd: „Ihre Fahrkarte
bitte.“ Sie schaute zu ihm auf und sagte beschämt: „Es tut mir leid, aber ich
habe keine Fahrkarte. Es ist Monatsende, und mein Geld hat für ein Ticket nicht
ausgereicht. Die Wahrheit ist, dass meine beiden in München lebenden Enkelkinder
krank sind. Ich wollte sie so gerne besuchen und mich ein wenig um sie
kümmern. Daher habe ich das Risiko auf mich genommen, ertappt zu werden.“
Wortlos reichte sie dem Mann ihren Ausweis. Spontan stand ich auf und nahm
den Schaffner auf ein Gespräch zur Seite.
Ich schlug ihm vor, die Fahrtkosten für die Frau zu übernehmen. Der Schaffner
erklärte der Großmutter, dass er ein Auge zudrücken und von einer Anzeige
absehen werde. Ich schenkte der Frau eine frisch gelöste Wochenkarte, damit
sie ihre Enkel noch öfter besuchen konnte. Die Frau drückte dankbar unsere
Hände. Für meine Tochter war der Tag gerettet, und ich war der große Held
des Tages.
Diese Geschichte stammt aus dem Buch "Glücksmomente fürs Herz" . Das Geschichtenbuch ist im Buchhandel, online (ISBN: 978-3-9819881-8-5) oder unter www.gisela-rieger.de erhältlich.
Einst stand auf einem Dorfplatz ein mächtiger Lindenbaum, unter dem sich die Dorfgemeinde gerne versammelte.
Eines Tages wurden die Dorfbewohner vom ...
Das Wunderbare am Schenken ist,
dass ich keinem Menschen eine Freude bereiten kann,
ohne mich selbst dabei zu beschenken.
Zitat aus dem Buch "Glücksmomente fürs Herz"