Seit ich denken kann, war mir mein Patenonkel ein großes Vorbild,
auch wenn er mich mit seiner Lebenseinstellung manchmal wahnsinnig
machte.
Der Mann war einfach der geborene Optimist. Er wusste stets Positives
zu berichten, war charmant und hatte immer guter Laune.
Wenn ich mal etwas falsch gemacht oder mich über schlechte Noten
geärgert habe, meinte er nur tröstend: »Aus Fehlern kannst du lernen.«
Oder: »Die erfolgreichsten Menschen machen oft die meisten Fehler.«
Kam ich zu ihm, um mich auszuweinen, nahm er mich in den Arm und
meinte: »Wer weiß, wofür das gut war!« Oder: »Nach jedem Gewitter
scheint wieder die Sonne.«
Immer, wenn ich ein Problem hatte, vertraute ich mich meinem Patenonkel
an. Jedes Mal bekam ich zu hören, dass ich doch das Positive
an der Situation sehen solle.
Als ich mich von ihm verabschiedete, um ein Auslandsstudium zu beginnen,
gab er mir Folgendes mit auf den Weg: »Jeden Morgen, wenn
du aufwachst, hast du zwei Möglichkeiten. Du kannst entscheiden, ob
du guter oder schlechter Laune sein willst.
Jedes Mal, wenn dir etwas Unangenehmes zustößt, kannst du in Selbstmitleid
zerfließen - oder dein Krönchen zurechtrücken und wieder weitergehen.
Du kannst deinen Blick auf die Schatten- oder die Sonnenseiten
des Lebens lenken. Und ganz egal, was dir gesagt wird: Nur du
allein entscheidest, wie du dein Leben gestalten willst!«
Jahre später verunglückte mein Onkel auf einer Bergtour und stürzte
viele Meter in die Tiefe. Wie durch ein Wunder überlebte er schwerstverletzt
Als ich ihn im Krankenhaus besuchte, erzählte er mir: »Die Sanitäter
haben ihr Bestes gegeben und mir gut zugesprochen. Sie sagten, dass
ich bald wieder auf den Beinen sein werde. In der Notaufnahme dagegen
empfing mich eine griesgrämige Aufnahmeschwester mit der
Frage, ob ich auf etwas allergisch sei. Daraufhin gab ich zur Antwort:
›Ja, auf die Schwerkraft und auf schlechte Laune!‹ Die Gesichter der
Ärzte verrieten mir, dass sie mich aufgegeben hatten. Da war mir klar,
dass ich selbst die Initiative ergreifen musste. So erklärte ich ihnen,
dass meine Tochter in wenigen Monaten heiraten wolle und ich sie auf
beiden Beinen zum Traualtar führen würde! Ich forderte sie auf, mich
zu operieren, ich wusste, ich würde wieder gesund werden, denn ich
hatte mich für das Leben entschieden!«
Die Weisheiten und so manchen Spruch meines Onkels gab ich an viele
Menschen und später auch an meine Kinder weiter. Zwar wurde ich
oftmals dafür belächelt, doch dann wieder stießen sie auf offene Ohren
und halfen anderen, wie sie auch mir geholfen hatten.
Als jedoch mein Arbeitgeber kurz vor meiner Rente Insolvenz anmelden
musste, schwand mein Optimismus und ich war sehr bedrückt.
Da nahm mich meine älteste Tochter in den Arm und sagte: »Weißt du
Mama, wer weiß, wofür dies gut ist. Ich bekomme Drillinge und würde
mich über etwas Unterstützung freuen!«
Mein Patenonkel wurde 93 Jahre alt. Für sein Grabmal wünschte er sich
folgende Inschrift: BEGINNE JEDEN TAG MIT EINEM LÄCHELN!
© Gisela Rieger; aus dem Buch: „111 Herzensweisheiten“ ISBN: 978-3-9819881-0-9
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Der ist am reichsten
und glücklichsten,
der die Kräfte des
eigenen Lebens am höchsten
entwickelt hat.
Zitat: John Ruskin, britischer Schriftsteller, 1819-1900